Real Estate 2020: Diese vier globalen Megatrends verändern aktuell die Branche
Welche globalen Trends werden die Immobilienbranche langfristig verändern? Mit dieser Frage beschäftigt sich der von PwC veröffentlichte Report “Real Estate 2020 – Building the Future” auf 40 Seiten. Auch wenn die Trends nicht neu sind, werden deren Auswirkungen häufig noch unterschätzt. Gerade weil die Immobilienbranche lange Entwicklungszyklen hat – von der Planung bis zur Durchführung von Projekten – gilt es sich mit den Entwicklungen auseinanderzusetzen. Im nachfolgenden haben wir vier Trends herausgegriffen, welche die Rahmenbedingungen innerhalb der Immobilienbranche verändern werden und Empfehlungen zusammengefasst, die für eine globale Strategie relevant sind.
Megatrend #1: Die urbane Expansion bringt weitere Megacitys hervor
Bis 2025 wird es 37 “Megacitys” geben, also Städte mit mehr als 10 Millionen Einwohnern, 12 davon werden in Schwellenländern liegen. Gerade in den schnell wachsenden Ländern Asiens, Afrikas, des Mittleren Ostens und Lateinamerikas werden die Städte stark wachsen. Aber Urbanisierung ist nicht nur ein Phänomen der Schwellenländer. Auch die Städte der entwickelten westlichen Nationen werden weiterhin wachsen, wenn auch nicht ganz so schnell. Ein Großteil dieses Bevölkerungsanstiegs resultiert daraus, dass sich die “neuen Reichen” aus den Schwellenländern eine Immobilie in Europa suchen. Aber nicht alle Städte, die wachsen, werden gedeihen. Während einige die Wirtschaft ankurbeln und sich zu kreativen Zentren entwickeln werden, werden andere Städte scheitern.
Voraussetzungen für den urbanen Erfolg ist eine gute Infrastruktur, die Zusammenarbeit von privaten Entwicklern und dem öffentlichen Sektor sowie ausreichend interessante Jobangebote.
Megatrend #2: Der demographische Wandel verändert die Nachfrage
Die demographischen Entwicklungen der nächsten Jahre wird die Nachfrage nach Immobilien grundlegend verändern. Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf 9,3 Milliarden ansteigen, d.h. es leben ein Drittel mehr Menschen auf der Welt als noch im Jahr 2000. Gleichzeitig wird es zum ersten Mal mehr 60-Jährige als 15-Jährige auf der Welt geben. Zwischen 2010 und 2020 steigt die Mittelschicht insgesamt um eine Milliarde Verbraucher an. Die junge Mittelschicht zieht es in die Städte, insbesondere in den Schwellenländern.
Der demographische Wandel schafft einen Bedarf an neuen und unterschiedlichen Immobilien. Konkret bedeutet das für Immobilienentwickler, dass sie innovativer werden müssen, wenn es darum geht Wohnraum maximal auszunutzen. Die Nachfrage nach spezielleren Wohnkonzepten wird aufgrund der bevölkerungsbedingten Veränderungen ansteigen. Stadtwohnungen für junge Berufstätige können beispielsweise kleiner sein, ohne Küche oder Parkplätze; der Bedarf an Seniorenresidenzen nimmt zu; Familien leben in einigen Schwellenländern unter Umständen in bewachten Gemeinden außerhalb der Stadtzentren.
Megatrend #3: Das Wachstum der Schwellenländer verschärft den Wettbewerb um Vermögenswerte
Immobilien sind ein integraler Bestandteil des Wachstums von Schwellenländern. Bis 2025 finden voraussichtlich 60% der globalen Bautätigkeiten in Schwellenländern statt, in 2005 lag der Anteil noch bei 35%. Es wird erwartet, dass Asien bis 2025 die am schnellsten wachsende Region für den Bau ist, gefolgt von Afrika südlich der Sahara. Allein Nigeria wird im Vergleich zu 2012 fast 20 Millionen neue Haushalte benötigen.
Das Wachstum der Schwellenländer bringt neue Immobilienakteure und Vermögensverwalter hervor, wodurch der Wettbewerb im Asset Management steigt. Mit zunehmender Reife der Schwellenländer entstehen neue regionale und lokale Asset Manager, die gegenüber westlichen Vermögensverwaltern einen Vorteil haben: durch gute Kontakte zu lokalen Entwicklern und regionalen Investoren sind sie stärker positioniert, um von dem Wachstum ihrer Heimatregion profitieren. Einige dieser neuen Unternehmen werden wahrscheinlich zu globalen Playern heranwachsen und Übernahmen von Konkurrenten in Europa und den USA in Erwägung ziehen.
Megatrend #4: Nachhaltigkeit verändert die Gestaltung von Gebäuden
Mit einer schnell wachsenden Bevölkerung brauchen wir bis 2030 50% mehr Energie, 40% mehr Wasser und 35% mehr Lebensmittel. Da Städte für 70% aller Treibhausgase verantwortlich sind, während sie nur 2% der gesamten Landmasse einnehmen, wird es im Zuge der Urbanisierung weiterhin wichtiger, dass Gebäude nachhaltig sind. Grüne Bürogebäude sind mit erneuerbaren Energietechnologien ausgestattet, beinhalten Konzepte zur Abfallreduzierung und nutzen natürliches Licht um die wirtschaftliche, soziale und ökologische Leistung der Immobilie zu verbessern. Gleichzeitig streben Öko-Städte wie Tianjin in China und Masdar City in Abu Dhabi nach Null-Abfall und Null-Kohlenstoff-Emissionen, während Tokio und Malmö an ihrer städtischen Revitalisierung arbeiten.
Die weiterhin steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen bringen Chancen und Herausforderungen mit sich. Während nachhaltige Gebäude mit einem Premiumpreis versehen sind, ist die Nachrüstung bestehender, nicht nachhaltiger Assets teuer. Doch was passiert mit dem Immobilienwert, wenn nicht nachgerüstet wird? Wie wirkt sich das wiederum auf die Umwelt aus? Dies gilt es zu beobachten.
Empfehlungen für eine globale Strategie
Die aufgezeigten Entwicklungen verändern die Landschaft der Immobilienwirtschaft tiefgreifend und langfristig. Basierend auf den Trends werden in dem Report von PwC die folgenden strategische Empfehlungen abgeleitet.
- Global denken: Künftig benötigen Immobilienakteure ein höheres Maß an Fachkompetenz in den von ihnen gewählten Tätigkeitsbereichen und -orten sowie mehr Weitsicht, um Anlagetrends in jedem Markt frühzeitig zu erkennen.
- Die Wirtschaftsstruktur von Städten verstehen: Um als Immobilieninvestor im Zuge des Urbanisierungstrends erfolgreich zu sein, muss man zunächst verstehen, warum eine bestimmte Stadt erfolgreich sein wird.
- Technologie und Nachhaltigkeit bei der Bewertung von Vermögenswerten berücksichtigen: Beide Themen sind mittlerweile erfolgskritisch und werden von den Verbrauchern zunehmend eingefordert, weswegen sie Teil jeder Unternehmensstrategie sein sollten.
- Zusammenarbeit mit den Regierungen, um Fortschritt zu ermöglichen: Enge Beziehungen zu Regierungen werden wichtiger. Entwickler müssen Regierungen beraten und ihnen als Experte für kreative Lösungen bei der Stadtentwicklung zur Seite stehen.
- Wettbewerb gezielt eingehen: Immobilienunternehmen sollten sich auf Märkte konzentrieren, die sie wirklich verstehen. Gleichzeitig wird es für die Sicherung von Wettbewerbsvorteilen wichtiger, die Anforderungen der lokalen Märkte genau zu kennen sowie die Bedürfnisse der Mieter zu verstehen und zu bedienen.
- Größere und diversifizierte Risiken verstehen: Mit der Globalisierung der Immobilienwirtschaft nimmt die Bandbreite der Risiken zu. Gerade in Schwellenländern kommen u.a. geopolitische, legale und interkulturelle Risiken hinzu. Dementsprechend muss eine neue Risikostrategie entwickelt werden.