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‚my7cents’: Bärbel Schomberg über die Chancen der Digitalisierung im Immobilienumfeld

Geschrieben von Thomas Ulrich | 25. September 2019

Als geschäftsführende Gesellschafterin von Schomberg & Co. leitet Bärbel Schomberg das unabhängige Immobilien-Beratungsunternehmen für Investmentstrategie, Fonds-Management und Immobilien-Investitionen. Vorab sammelte sie jahrzehntelange Erfahrung in Führungspositionen u.a. bei Aberdeen Immobilien, Allianz Immobilien und der SEB Immobilien-Investment GmbH. Was Bärbel Schomberg zur Digitalisierung in der Immobilienbranche zu sagen hat, verrät sie uns diese Woche in unserer Reihe „my7cents“.

Was halten Sie für maximal unterschätzt im Rahmen der Digitalisierungsdebatte im Immobilienumfeld?

Für maximal unterschätzt in der gegenwärtigen Debatte halte ich die Komplexität der Digitalisierung. Denn dabei handelt es sich nicht um ein singuläres Technik- und IT-bezogenes Phänomen, sondern die Digitalisierung wird ganzheitlich alle Geschäftsprozesse in unserer Branche dramatisch verändern.

„Das Digitale ist nicht irgendein Ding – es ist eine neue Art, Dinge zu tun“ so McKinsey in einer Studie zur Digitalisierung. D.h. das Digitale muss zukünftig in alle Aspekte der Geschäftstätigkeit integriert werden.

Was halten Sie für maximal überschätzt im Rahmen der Digitalisierungsdebatte im Immobilienumfeld?

Für maximal überschätzt im Rahmen der Digitalisierungsdebatte halte ich – ohne einzelne herausgreifen zu wollen – all diejenigen Produkte, die „nice to have“ sind, aber dem Anwender keinen wirklichen Mehrwert bringen.

Unter Beachtung strenger Kriterien von Kosten und Nutzen werden sich viele durchaus innovative Ideen in der Immobilienwirtschaft nicht dauerhaft durchsetzen können.

Was sind die drei interessantesten digitalen Dienste, die Sie in den letzten sechs Monaten im Immobilienumfeld gesehen haben?

>Die drei interessantesten digitalen Dienste, die ich in letzter Zeit im Immobilienumfeld gesehen habe, kommen aus der Schweiz und aus USA. In Zürich hat sich „Price Hubble“ zum Ziel gesetzt, Machine Learning und Artificial Intelligence zu nutzen, um Big Data auszulesen zur Immobilienanalyse, -bewertung sowie -prognose.

Measurabl aus USA hat eine cloud-basierte Software entwickelt, die alle relevanten Daten im Hinblick auf Sustainability von Gebäuden ausliest, daraus ein „Investment-Grade Reporting“ ableitet und die Grundlage für Best Practice Empfehlungen liefert.

Last but not least: Biscuit Labs aus San Francisco. Das Startup hat eine Gebäudetechnik entwickelt, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz alle gebäuderelevanten Daten mittels Sensoren ausliest und dem Betreiber „real time“ zur Verfügung stellt.

Wenn Sie Immobilieneigentümer wären: was würden Sie mit Blick auf Digitalisierung als Erstes tun?

Ich würde im ersten Step mit Hilfe der eigenen Mitarbeiter (bottom up) – begleitet von einem externen Experten – die wesentlichen Geschäftsprozesse des Unternehmens durchleuchten und dahingehend überprüfen, welche dieser Prozessabläufe durch Digitalisierung effizienter und transparenter werden und wo die Qualität verbessert werden kann. Unter Berücksichtigung von Kosten – Nutzen würde ich einen Meilensteinplan entwickeln und konsequent die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie betreiben.

Die Digitalisierung hat beispielsweise Shoppingcenter unter Druck gesetzt: Kann sie sie auch retten?

Für Shoppingcenter stellt sich die Digitalisierung als große Herausforderung und gleichzeitig als Chance dar. Zukunftsorientierte Shoppingcenter-Betreiber haben die Herausforderung rechtzeitig erkannt und nutzen die Digitalisierung einerseits, um die Center effizient und unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit zu betreiben sowie die Kommunikation mit den Mietern und dem Facility Manager zu optimieren (z.B. durch Apps).

Zugleich sind aber die Kunden der Shoppingcenter die wichtigste Zielgruppe. Digitale Produkte können das Einkaufserlebnis vielfältig und spannend gestalten. Führende Manager von Shoppingcentern, wie z.B. die ECE aus Hamburg, entwickeln derzeit „Digital Malls“ und bieten damit den Kunden das Beste aus zwei Welten: Die Kunden können bequem online die Produktverfügbarkeit in einer Mall recherchieren und danach offline das wahre Einkaufserlebnis im Center vor Ort genießen. Viele Kunden haben inzwischen erkannt, dass zum Shopping-Erlebnis mehr gehört als nur der Klick im Internet, nämlich soziale Kontakte, Kommunikation, Gastronomie und Touch and Feel.

Bei welcher Firma – Allthings und Ihre eigene ausgeschlossen – würden Sie gerne mal eine Woche als Insider mitlaufen?

Ich würde gern bei Picterra, einem Start Up aus Lausanne, hospitieren.

Picterra stellt eine customized satelliten-basierte Geodatenanalyse mithilfe von deep learning Algorithmen für Kunden aus dem Banken- und Versicherungs-Sektor, für Städteplanungszwecke und Infrastrukturprojekte etc. zur Verfügung.

Könnten Sie zehn Jahre zurück gehen und in den frühen Jahren der Digitalisierung mitwirken: Auf welchem Job / bei welchem Unternehmen würden Sie gerne einsteigen?

Auch aus der heutigen Perspektive wäre ich gern bei einer Real Estate Investmentgesellschaft in einer leitenden Position, in der ich die Prozesse maßgeblich beeinflussen und gestalten könnte, tätig. In dieser Funktion würde ich mich als Frontrunner gegenüber Innovationen und neuen Technologien offen zeigen und versuchen, die ganzheitliche Nutzung der Digitalisierung in der Immobilienbranche maßgeblich voranzutreiben.

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