‘my7cents’:Christoph Keller über die Rolle der digitalen Kommunikation in Quartieren

Christoph Keller hat vor 8 Jahren den Verein wettstein21 ins Leben gerufen. Seither setzt sich wettstein21 im Wettsteinquartier in Basel ein für eine lokale, erneuerbare Energieerzeugung, für nachhaltiges Wirtschaften, klimafreundliche Mobilität und für verstärkte Nachbarschaft. Seit 2015 wird die Allthings Plattform hier aktiv für digitale Ankündigungen und den Austausch im Quartier genutzt.

Mit Villen am Rheinufer, mittelständischen Quartieren in der Mitte und vielen Genossenschaftswohnungen zum Badischen Bahnhof hin, ist das Quartier sehr gemischt. Erst in letzter Zeit hat es mit dem Abendmarkt, dem offenen Bücherschrank und den Initiativen rund ums Quartierzentrum im Warteck so etwas wie ein Zentrum erhalten.

 

Wettstein war eines der ersten Quartiere, das Allthings mit einer App ausgestattet hat. Was hat euch damals dazu bewegt den Schritt in Richtung Digitalisierung zu gehen?

Den Anstoss gab die Frage, wie wir die wichtigen Themen unseres Vereins «wettstein21» besser kommunizieren können, also erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit, auch Suffizienz. Zu diesem Zeitpunkt kam uns das Amt für Umwelt und Energie der Stadt Basel entgegen, die vor der gleichen Frage standen. Mit der App sahen wir eine Chance sowohl mit den Bewohnerinnen und Bewohnern über Nachhaltigkeitsfragen ins Gespräch zu kommen, als auch eine allgemeine, nutzbare Kommunikationsplattform zu schaffen.

Welche Rolle spielen digitale Kommunikationsmöglichkeiten für dich in Nachbarschaften für den lokalen Austausch?

Das kommt auf das Thema, den Zeitpunkt und auch die Adressaten an. Es gibt Themen, die unbedingt auf eine lokale App gehören, etwa, wenn ich eine Heckenschere ausleihen möchte, oder wenn ich ein Event ankündigen möchte, der im Quartier vorgesehen ist - also wirklich lokale Themen. Dafür sind App-Funktionen wie eine digitale Pinnwand oder ein online Leihplatz eine ideale und schnelle Lösung. Beispielsweise haben wir die Neueröffnung des Quartiermarktes so an alle Bewohnerinnen und Bewohner kommuniziert, und das mit einem sehr guten Ergebnis. Die persönlichen Kontakte pflege ich im Quartier aber eher auf einer persönlichen, unmittelbaren Ebene.

Welche Auswirkungen hat die aktuelle COVID-19 Situation auf euer Quartier und die Nutzung der App?

Wir stellen fest, dass die Zahl der Anmeldungen zugenommen hat. Fast jede Woche kommen neue Anmeldungsanfragen bei uns rein. Grund dafür ist mit Sicherheit der Wunsch, auch aus der Isolierung heraus, Kontakte mit mit Quartier zu pflegen und über wichtige Informationen auf dem Laufenden zu sein.

Es werden auch viele Hilfsangebote auf unserer App gepostet, sowie Aufrufe zur Solidarität und Unterstützung finden sich immer häufiger. Das ermutigt alle betroffenen. Aus unserer Sicht ist eine Quartiersapp gerade in solchen Krisenzeiten für Menschen besonders wichtig.

Welche Funktionen fehlen den aktuell genutzten Kommunikationsplattformen aus deiner Sicht noch? Wo besteht Verbesserungspotenzial?

Wir sind sehr zufrieden, was die Funktionalität angeht. Die Quartiersapp wird unserer Erfahrung nach als eher für die quartiersbezogene Kommunikation relevantes, aber wichtiges Medium wahrgenommen. In unserem Quartier ersetzt sie aber weder den persönlichen Kontakt, noch andere Plattformen wie Instagram, Facebook, die eine digitale Kommunikation ebenfalls leicht ermöglichen.

Die App hat jedoch ihren eigenen Platz gefunden und sich somit etabliert.Tatsächlich, machen wir die Erfahrung, dass die App die sozialen Interaktionen im Quartier widerspiegelt: die Menschen nutzen die App um so mehr, je mehr im Quartier «läuft».

Wird das Virus deiner Meinung nach die rundum Digitalisierung beschleunigen?

Schwierig abzuschätzen. In gewissen Positionen und Funktionen ja, in anderen nicht. Sicher wird es auf der Ebene von Geschäftsbeziehungen, Sitzungen, Meetings international grosse Veränderungen geben. Auf lokaler Ebene könnte der Trend, meiner Meinung nach, auch ein umgekehrter sein: dass die Menschen auch physisch wieder mehr zusammenrücken möchten, weil sie die erfahrene Isolation so nicht mehr erleben möchten. Wie sich das digital entwickeln wird bleibt abzuwarten.

Was würdest du Quartieren oder Nachbarschaften raten, die mit dem Gedanken spielen, eine digitale Plattform für den Informationsaustausch einzusetzen?

Drei Dinge. Erstens, ob es im Quartier genug zu erzählen, zu berichten und zu kommentieren gibt - eine Quartiersapp ist nur so lebendig wie das Quartier selbst. Das kommt immer auf die jeweilige Nachbarschaft an. Zweitens, ob die Leute im Quartier Interesse an einer solchen Kommunikationsmöglichkeit haben und diese somit auch nutzen würden. Mit einer einfachen Umfrage können Sie sich ein generelles Stimmungsbild einholen. Drittens braucht es womöglich auch eine kleine, aber motivierte Redaktion, die eine Quartiersapp am Laufen hält. Das trägt zum lebendigen Austausch bei.

Das Wettstein Quartier präsentiert sich als “Innovatives Quartier”. Wo siehst du das Quartier in 5 Jahren?

In 5 Jahren wird das Quartier verkehrsberuhigt sein, mit einer deutlichen Reduktion der Parkplätze und des motorisierten Verkehrs. Es wird vermutlich noch mehr Grünflächen geben, ein Teil der Strassen wird nicht mehr asphaltiert sein, sondern mit Mergel bedeckt. Ausserdem werden sämtliche Ölheizungen durch das lokale Wärmenetz ersetzt. Der Eigendeckungsgrad mit selbst erzeugtem Strom beträgt 90 Prozent. Als Quartier mit Fokus auf Nachhaltigkeit sind dies besonders wichtige Veränderungen für uns.

 

 

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